Mobil ohne Auto —
im Ziegeleipark Horw/Kriens
Mit dem Ziegeleipark hat Pensimo in Horw/Kriens eine autoarme Wohnsiedlung realisiert, die zeigt: ist ein Areal mit dem ÖV gut erschlossen, ist mit der richtigen Mobilitätsstrategie auch in der städtischen Agglomeration Wohnen ohne Auto möglich. Finanzielle Anreize, eine vielfältige Flotte von arealeigenen Sharing-Fahrzeugen und ein professioneller Mobilitätsprovider sind die Schlüssel zum Erfolg.
Text: Pensimo
Bei der alten Ziegelei auf der Gemeindegrenze Horw/Kriens realisierte Pensimo mit ihrer Anlagestiftung Turidomus 2023 eine neue Wohn- und Gewerbesiedlung: den Ziegeleipark. Unmittelbar beim Bahnhof Horw sind 207 Wohnungen entstanden – ein Fünftel davon sind für Studierende der nahegelegenen Hochschule Luzern –, sowie Gewerbeflächen im Erdgeschoss.
Ziegeleipark – autoarm, autofrei
Der Ziegeleipark ist Teil der Gebietsentwicklung Luzern-Süd, einem regionalen Entwicklungsschwerpunkt im Süden Luzerns. Für diesen gibt es verschiedene Vorgaben bezüglich Mobilität. Ziel ist es, dass die vorhandenen Verkehrssysteme das Wachstum aufnehmen. Der Ziegeleipark teilt sich in zwei Baufelder, wovon eines autofrei und eines autoarm realisiert wurde. Somit stehen lediglich 0.2 respektive 0.5 Parkplätze pro Wohnung zur Verfügung. Dank attraktiven Alternativen mit öffentlichem Verkehr, Velo und Sharing wird im Ziegeleipark die Mobilität sichergestellt. Die Lage beim Bahnhof Horw war dabei eine zentrale Voraussetzung.
Anreizsysteme für ÖV und Sharingflotte
Den Mieterinnen und Mietern des Ziegeleiparks stehen «Mobilitätspakete» zur Verfügung, die einen autofreien Lebensstil unterstützen sollen. Sofern sie keinen der raren Parkplätze der Siedlung beanspruchen, erhalten sie jährlich – je nach Grösse der Wohnung – finanzielle Beiträge, die sie für den öffentlichen Verkehr oder für Sharing-Angebote nutzen können. Beispielsweise für die Mobilitätsstation, die auf dem Areal verschiedene Verkehrsmittel zur Verfügung stellt: E-Bikes, E-Cargobikes, E-Roller und E-Autos. Mietende mit eigenem Auto haben zwar kein Anrecht auf ein Mobilitätspaket, können aber dennoch das Sharingangebot gegen Entgeld nutzen. Die Parkplätze wurden zu Beginn unter allen interessierten Mietenden verlost. Besucherparkplätze können Mieter:innen über eine App im Voraus reservieren.
Planung und Umsetzung der Mobilitätslösung
2019 wurde das Baugesuch bei den beiden Gemeinden Horw und Kriens eingereicht, 2020 konnte das Mobilitätskonzept als integraler Bestandteil der Baubewilligung freigegeben werden. Das Mobilitätskonzept zeigte Massnahmen auf, die gute Voraussetzungen für eine vielseitige Mobilität schaffen und im Betrieb die richtigen Anreize setzen. Für Planung und Umsetzung des Mobilitätskonzepts hat die Eigentümerschaft mit der Trafikpoint AG einen sogenannten «Mobilitätsprovider» beauftragt. Dieser kümmert sich um die Bereitstellung des Mobilitätsangebots als Anbieter der Sharing-Fahrzeuge, um das Management der Mobilitätspakete und um die Kommunikation mit den Mietenden. Der Provider erstellt ein jährliches Monitoring, das die Nutzung des Mobilitätsangebots überwacht. So können, wenn nötig, rasch Anpassungen am Angebot oder an dessen Management gemacht werden. Die Learnings fliessen in das Mobilitätsmanagement anderer Areale ein.
Erfolgsfaktoren autoarmer Siedlungen
Welche Schlüsse kann man aus dem Mobilitätsmanagement des Ziegeleiparks ziehen? Und was sind Schlüsselfaktoren und Hemmnisse? Entscheidend ist sicher, dass das Mobilitätsangebot und die beschränkte Parkplatzzahl bereits bei der Erstvermietung klar kommuniziert wurde. Die Mietenden waren von Anfang an damit konfrontiert, dass die Mobilität im Ziegeleipark nachhaltig gelöst wird. Da ein Umzug generell ein Moment darstellt, der für die Mietenden Veränderungen bedeutet, ist dies prinzipiell ein geeigneter Zeitpunkt, um Gewohnheiten zu hinterfragen. Eine Erstvermietung bietet somit die Chance, neue Mobilitätsformen zu etablieren. Die finanziellen Beiträge an die Nutzung des öffentlichen Verkehrs stellen einen echten Anreiz dar, da sie einen grossen Teil eines ÖV-Abos decken können.
Fazit – autofrei ist machbar, bleibt aber anspruchsvoll
Die Gutscheine für die Nutzung des arealeigenen Sharing-Angebotes vermag Mieterinnen und Mieter zur Nutzung der Sharing-Fahrzeuge zu motivieren, die bislang noch keine Erfahrung mit einem solchen Angebot gemacht haben. Ein Erfolgsfaktor ist sicher auch, dass das Mobilitätsangebot durch einen spezialisierten Mobilitätsprovider betreuet wird. Dies reduziert den Aufwand für die Eigentümerschaft. Zudem haben die Mietenden immer eine entsprechende Ansprechperson. Als vorläufiges Fazit der Mobilitätslösung des Ziegeleiparks lässt sich festhalten: Autoarmes und autofreies Wohnen ist in der Agglomeration Luzern zwar immer noch neu, stösst aber durchaus auf Interesse und funktioniert. Die begrenzte Parkplatzzahl hat die Vermietung allerdings auch deutlich erschwert. Der Wunsch nach Parkraum ist bei Mieterinnen und Mietern nach wie vor gross.
Verfasst mit Nutzung folgender Quelle: www.mobilservice.ch/de/praxis/ziegeleipark-3123.html
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